Dichter Nebel liegt über dem Barragem do Maranhão, dem Stausee in unmittelbarer Nähe zur kleinen Stadt Avis. Aber es dauert nicht lange und die Sonne wird die dichten Nebelschwaden durchbrechen und es wird ein sonniger warmer Tag werden – wie so oft hier im portugiesischen Avis. Es ist ein Morgen in einem Trainingslager der Senior-A Mannschaft des ÖRV.
Um Punkt 07:00 finden sich Athleten und Betreuerteam zum gemeinsamen Frühstück an den großen runden Tisch des Hotel-Restaurants ein. Während Müsli, Brot, Früchte & Kaffee verzehrt werden, blickt man immer wieder durch die große Glasfassade um das Aufbrechen des Nebels zu beobachten, bespricht das bevorstehende Training und versucht sich nochmals etwas zu entspannen bevor die erste Session ansteht.
Die Trainer sind grundsätzlich die ersten beim Bootsplatz, der sich ein paar Gehminuten entfernt, auf dem Hotelgelände befindet. Einstellungen werden vorgenommen und Messboottechnik eingerichtet, während sich die Athleten in der äußerst großzügigen und hellen Ergo/Kraft-Halle mit Gymnastik aufwärmen und in Schwung bringen. Kurze Zeit später wird vom Steg abgestossen und die übliche Trainingsroutine am Wasser beginnt zu laufen. Das ÖRV-Team hat hier die Möglichkeit bei perfekten Bedingungen – quasi unter Laborbedingungen – ungestört von anderen Motorbootwellen und ohne oft wenden zu müssen, an Kondition und Technik zu feilen.
Das zweite Training an diesem Tag ist eine Rad-Einheit. Die 70km Radstrecke (an diesem Tag ist easy-going angesagt) führt durch die weitläufigen Kork- und Olivenhaine, die sich über die sanften Hügeln des portugiesischen Inlandes ziehen. Die Landschaft wirkt dürr und fast steppenartig. Man könnte meinen, dass man sich mitten in der Prärie befindet – und man tut es auch – aber abgesehen von landschaftlichen Reizen, ist sie wie gemacht für Einheiten am Rad. Die Straßen sind allesamt in sehr gutem Zustand, was wohl auf den kaum vorhandenen Verkehr und auf den hier nicht existenten Frost zurückzuführen ist.
Ein wesentlicher Faktor der Avis als Standort für Trainingslager so attraktiv macht, ist die Unterkunft. Das Hotel, dessen Geschäftsführer Luiz übrigens dem portugiesischen Ruderverband vorsteht, wurde vor wenigen Jahren neu erbaut und wurde auf die Bedürfnisse von Ruderern abgestimmt. Neben Details wie extra hohen Türen oder höher montierten Duschköpfen (ja wirklich!), achtet man hier auch sehr genau darauf, den Sportlern eine ausgewogene Speisenauswahl zu bieten. Das Essen ist – durchaus in portugiesischer Küche gehalten – überwiegend “bio” und regional bezogen.
Dass dieses Gesamtpaket gut in der Ruderer-Welt ankommt, beweisen die vielen signierten und mit Dankesworten versehenen Bilder von britischen, dänischen und norwegischen Olympiasiegern, die man im Hotel finden kann. Möge im Spätsommer 2016 hier das eine oder andere Bild österreichischer Prägung aufgehängt werden…