“Olympic Hopes” – ob damit die großen Träume der vielen jungen Sportler*innen gemeint sind, die bei der Regatta jährlich antreten, oder das Potential, das sie mitbringen, sei dahingestellt. Die Veranstaltung, die eigentlich ein Zusammenschluss von Ungarn, der Tschechien, Polen und der Slowakei ist, darf Rudernachwuchs der Junior:innen-B-Klasse zusammenkommen. Auch unser österreichisches Nachwuchsteam durfte wieder als Gast dabei sein.
Für die meisten unserer jungen Athlet*innen stellte die Regatta den Höhepunkt einer langen Saison dar. Wer sich für die Olympic Hopes anbieten möchte, muss, genau wie die älteren Kolleg:innen, alle Ausscheidungen über 2000m mitfahren. Nach Kleinboottest, Langstrecken- und Ergo-Überprüfungen konnten dann schließlich starke regionale Mannschaften gebildet werden. Trainiert wurde großteils dezentral in den Vereinszellen, mit Unterstützung durch die Landestrainer und Nachwuchs-Nationaltrainerin Anna-Maria Götz, die. Sie merkt an, dass viele der Teammitglieder im Vorhinein bereits sehr starke Leistungen bringen konnten, und erklärt, dass die Olympic Hopes Regatta eine „Klasse Möglichkeit ist, Rennen auf Augenhöhe fahren zu können, und da erste internationale Erfahrungen sammeln zu können – die dann auch gleich mal positiv sind.“ Und wie sie das waren!
„Das war fast kitschig“, sagte der Wiener Landestrainer Wolfgang Sigl, der leider nicht live dabei sein konnte, aber gebannt die Ergebnisse mitverfolgte. Gleich in der Früh ging es mit einem souveränen Sieg durch den 4+ mit Niklas Haiden, Daniel Horak, Alexander Rittenbacher (DOW) und Max Cagal (PIR) mit Steuerfrau Hanna Polleres (ebenfalls DOW) los. Im Nächsten Rennen fuhren Marlon Kasterka und Paul Schinnerl (WLI) im 2x mit weniger als drei Zehntelsekunden Rückstand an der Goldenen vorbei und holten Silber. Der W4- der Mädchen mit Paulina Glantschnig, Franziska Stögerer, Johanna Vychytil und Ines Wagner (alle LIA) setzte gleich wieder eine Goldene drauf, der 2x der Mädchen mit Isabella Baumann und Maria Hauser (beide WLI) fuhr sicher auf den zweiten Platz. Moritz Zenhäuser, Nazarii Chaikovskyi und Andreas Bertagnoli vom WRK Donau konnten mit ihrem Kollegen Paul Oberbauer vom WRC Pirat überragend das Rennen des JMB4- für sich entscheiden.
Durch die Struktur der Olympic Hopes Regatta, die garantiert, dass es keine Vorläufe gibt, sondern jeweils nur ein Finalrennen, wurden sogenannte Double-Ups – also Rennen in zwei verschiedenen Bootsklassen an einem Tag – möglich. Nach sehr kurzer Erholungspause nach dem sehr harten Rennen im 4-, bei dem sie bereits alles gegeben hatten, stiegen Johanna Vychytil und Ines Wagner direkt wieder in ihr Boot, dieses Mal in den 2-. Trotz extremer Hitze konnten sie dort wieder vorne wegrudern und kurz, nachdem sie das Siegerfloß verlassen hatten, direkt wieder als Sieger oben stehen. Das erste von zwei Rennen an diesem Tag bestritten gleich darauf Anton Pfurtscheller und Christoph Spath-Glantschnig (VLI), die bereits im Vorfeld herausragende Leistungen gezeigt haben, und sich auch hier wieder ihre Stärke demonstrieren konnten. Auch sie beendeten ihr Rennen als Erste. Paul Schinnerl von Wiking Linz kam leider am Start schlecht weg, konnte aber über die restliche Strecke seine Stärken als guter Ruderer mit großer mentaler Resilienz gut ausspielen und sich auf den ersten Platz vorkämpfen.
Die beiden Doppelvierer, der JWB4x mit Paulina Glantschnig (LIA), Franziska Stögerer (LIA), Isabella Baumann (WLI)und Maria Hauser (WLI) und der JMB4x mit Ben Eckschlager (WLI), Jonathan Klaritsch (NAU), Marlon Kasterka (WLI)und Nikolas Roidmair (MÖV) konnten sich in weithin klaren Rennen den je einen ersten und einen zweiten Rang sichern.
Und dann war der Tag auch schon fast vorbei, doch zwei Asse hatte unser Team noch im Ärmel: die beiden Achter, die unter Wolfgang Sigl trotz teils schwieriger Vorbereitungen an den Start gingen. Die Mädchen starteten mit Esther Schöberl, die im Einer leider sehr mit den Bedingungen zu kämpfen hatte und knapp eine Platzierung verfehlte, Emma Witz, Jennifer Theuretzbacher, Marlene Kühr, Caroline Kiesl, Franziska Gotsmy, Lisa Florek und Franziska Schmid mit Steuerrau Livia Bumberger. Als sehr leichte Mannschaft war der starke Gegenwind ganz und gar nicht vorteilhaft für ihr Team, doch trotz der sehr widrigen Bedingungen zeigten sie außergewöhnlichen Teamgeist. Sie konnten sich richtig in ihr Rennen hineinbeißen und so unerwartet, aber völlig verdient den Abschluss des Tages mit einer Goldmedaille feiern – „das hat mich sehr positiv überrascht“, lobt Anna Götz.
Auch der Achter der Burschen konnte trotz relativ wenig gemeinsamer Trainingszeit zeigen, was für starke Athleten in ihrer Mannschaft sind. Steuerfrau Nina Glatzl brachte ihr Boot mit Andreas Bertagnoli, Moritz Zenhäuser, Paul Oberbauer, Nazar Chaikovsky, Anton Pfurtscheller, Christoph Spath-Glantschnig, Max Cagal und Niklas Haiden mit überragendem Vorsprung von über 23 Sekunden ins Ziel bringen. „Am Schluss dann nach so einem Tag nochmal [die Erfolge der] Achter – das war schon herrlich“, schwärmt Wolfgang Sigl im Rückblick auf die letzten Rennen.
Wem das jetzt nach außergewöhnlich vielen Medaillen vorkommt, der hat absolut Recht – von 13 möglichen Goldmedaillen hat sich die österreichische Mannschaft 9 mit nach Hause nehmen dürfen, dazu drei zweite Plätze. Ganz klar hat das Team damit auch die Gesamtwertungen gewonnen. Am Ende des Tages wurden einer strahlenden Anna Götz als Teamleiterin drei große Pokale für die Mädchen-, die Burschen- und auch die Gesamtwertung überreicht. Trotz großer Freude bleibt sie aber etwas vorsichtig – wie viel diese überragenden Ergebnisse wirklich bedeuten, wird sich erst im Laufe der Jahre herausstellen, wenn mehr Vergleichswerte bei der Olympic Hopes Regatta vorliegen.
Bei der Heimfahrt zeigte sich auch, wie anstrengend so ein Wochenende war. „Da wurde hauptsächlich geschlafen – was gut ist, das zeigt, dass hier wirklich alles gegeben wurde!“ lacht die Jugend-Nationaltrainerin im Rückblick. Ihr Anliegen an die Sportler:innen ist, „dass ihnen die Erfolge eine gewisse Motivation geben, weiter am Ball zu bleiben, dass sie Lust auf mehr bekommen – dass durch Fleiß und Training einiges möglich ist“.
Nicht nur sie, auch Wolfgang Sigl zeigen sich sehr erfreut über die Erfolge. Als Landestrainer möchte Sigl auch die Leistung in seinen Vereinen noch einmal besonders betonen und lobt auch die beteiligten Trainer:innen, wie Caro Haginger, deren Athlet:innen vom EWRC LIA sehr erfolgreich waren, als auch die beiden jungen Trainer vom WRK Donau, Max Hornacek und Umberto Bertagnoli. Auch die Betreuer:innen sammeln auf solchen Veranstaltungen Erfahrungen und lernen, unter Druck gut zu arbeiten, und auch mit dem Stress, den ihre Schützlinge auf großen Veranstaltungen spüren, gut umzugehen. Gemeinsam mit den anderen Beteiligten, Michael Humpolec von Wiking Linz, der netterweise auch den Bootstransport übernahm, Luca Sauerbier vom RV Villach, Support Luis Fischlehner von Ister Linz und Kurt Sandhäugl, der ebenfalls zuarbeitete, sorgten sie für eine freundliche und unterstützende Atmosphäre für alle Sportler:innen am Regattaplatz.
Begeistert klingende Worte gibt es auch von oberster Stelle – Nationaltrainer Robert Sens zeigt sich auf Social Media begeistert und dankt allen Athleten, Trainern und Vereinen für die Unterstützung und das Bringen dieser herausragenden Arbeit. Wenn das keine Motivation für die Zukunft ist!
Nach dieser intensiven Phase geht es für unsere Jugendmannschaft jetzt weiter zur letzten großen Veranstaltung, der Vienna International Rowing Regatta auf der neuen Donau. Für einige der U19 geht es danach weiter mit intensiver Arbeit für den mit viel Spannung erwarteten Coupe de la Jeunesse im August, für einen großen Teil des Teams bedeutet der Sommer gewissenhafte Vorbereitung auf die Österreichischen Staatsmeisterschaften im Herbst.
Gratulation für die herausragenden Leistungen an alle Coaches, Athleten und Vereine – bleibt dran!
Bericht: Selma Köhler/PIR