Nachruf DI Sepp Steinbichler 1924-2024

Viele, viele Jahre wurde Sepp Steinbichler als ältester Teilnehmer anlässlich von Sternfahrten des ÖRV geehrt. Meist gab es als Anerkennungspreis dafür eine Flasche Wein. Sehr zur Freude der teilnehmenden LIAnesen, denn Sepp schenkte die Flasche sofort weiter, da er sein Leben lang keinen Tropfen Alkohol trank. Trotz fortgeschrittenen Alters hielt er sich top fit und saß meist am Schlag da er, laut Mitruderern, über ein fantastisches Rhythmusgefühl verfügte. 

Seine LIA Mitgliedschaft begann nach dem Krieg (über den er selten sprach) und einer abenteuerlichen Flucht vor der drohenden Gefangenschaft 1947/48. In der Gruppe um Romolo Catasta, Schorschi Huber und Crazy Fritz Altenhuber, mit dem ihn eine lebenslange Freundschaft verband, verbrachte er seine ersten Jahre in der LIA. Vermutlich aus Schlamperei wurde sein Eintritt in den Club aber erst 1962 offiziell eingetragen, worüber er sich einmal bei mir beklagte. In den Jahren nach dem Krieg beendete er sein Technikstudium, um fortan im Bauwesen erfolgreich zu agieren. Seine Frau lernte er natürlich durch das Rudern kennen. Er fand, dass seine Steffi die Hübscheste im damals noch existierenden Wiener Damenruderclub war, und mit seinem Charme gewann er auch ihre Hand und gründete eine Familie der alsbald Sohn Sepp jun. angehörte. In den Jahren 1971-75 war Sepp auf Grund seines Berufes und der damit verbundenen Sachkenntnis ein perfekter LIA Hauswart und leitete auch in dieser Zeit den großen Umbau des Bootshauses. 1976-82 bekleidete er das Amt des LIA Vizepräsidenten, 10 Jahre lang war er im LIA Vorstand als Beisitzer aktiv. Für seine langjährigen Tätigkeiten und seine aktive Teilnahme am Rudergeschehen verlieh ihm die LIA Hauptversammlung die Ehrenmitgliedschaft. In der legendären Bonn/LIA Rudergemeinschaft ruderte er ab 1978 bis 2016, mit wenigen Ausnahmen, auf europäischen Gewässern. Mit einem Bonner Ruderkameraden vereinbarte er, dass sie sicher gemeinsam bis zum 80er rudern werden. Der Bonner schaffte dies leider nicht, während Sepp dies noch bis zu seinem 96er uneingeschränkt tun konnte. Rennen bestritt er wenige – ein legendäres Mastersrennen in Gmunden 2002 konnte er gemeinsam mit Raimund Haberl im Bord an Bord Endspurt gegen Jüngere, also auch nicht mehr ganz so Junge, mit letztem Einsatz gewinnen.

Nach einem sehr erfüllten und erfolgreichen Leben verschlechterte sich sein körperlicher Zustand in den letzten beiden Jahren rapide. Er konnte nicht mehr rudern, weil er meinte, wenn er nicht mehr selbständig aus- und einsteigen könne, habe er im Boot nichts mehr zu suchen. Das Gehen fiel ihm immer schwerer, Stürze mit Verletzungen wurden häufiger, sodass er sein letztes halbes Lebensjahr an den Rollstuhl gefesselt war. Geistig hatte er überhaupt keine Einschränkungen. Der Rennsport interessierte ihn bis zum Schluss und über Aktivitäten im Club wollte er bis zuletzt informiert sein. Er hatte ein sensationelles Namensgedächtnis und Allgemeinwissen, um das ihn viele Menschen beneiden würden. An seinem Sterbetag unterhielt sich sein Sohn und LIAnese Andreas Altenhuber noch mit ihm ganz angeregt über sein Ziel den Hunderter erleben zu wollen. Am Nachmittag des 4.1. stellten seine lebenswichtigen Organe aber ihre Tätigkeit ein und ließen ihn friedlich einschlafen.

R.I.P.

Sepp, du wirst uns fehlen

Verfasser: Kurt Sandhäugl, Raimund Haberl, Andreas Altenhuber – alle LIA