Die Dynamik des Ruderschlags ist entscheidend für seine Effizienz.
Manche Trainer betonen bei der Betreuung von Mannschaften eher den raschen Antritt nach dem Einsatz, andere heben den kraftvollen Mittelzug, und wieder andere den dynamischen Endzug stärker hervor.
Es stellt sich die Frage, welcher der beschriebenen Wege der effektivste ist.
Ein Gedankenexperiment (das sich leicht in die Realität umsetzen lässt:
Wer mit dem Rad einen Berg hinunter fährt, und gleich am untersten Punkt zwei- oder dreimal kräftig in die Pedale tritt, kommt viel leichter und rascher auf den nächsten Berg als jemand, der das Rad ausrollen lässt, und dann wieder neu beschleunigen muss, um hinauf zu kommen. Und er/sie ist auch schneller auf dem nächsten Berg, d.h. die Geschwindigkeit ist höher.
Umgelegt auf die Situation des Ruderns bedeutet das, dass dass das Boot eine höhere mittlere Geschwindigkeit erreicht, wenn es gleich zu Schlagbeginn (dem Antritt) kräftig beschleunigt wird.
Wird hingegen der Druck am Blatt erst langsam aufgebaut, ist für die gleiche Bootsgeschwindigkeit mehr Kraft erforderlich (beides lässt sich berechnen).
Rascher Antritt zu Schlagbeginn. In dieser Schlagphase kann durch die Kontraktion der Beinmuskulatur und die Stabilisation des Oberkörpers durch die Rumpfmuskulatur rasch Druck am Blatt aufgebaut werden. Diese Technik ermöglicht eine höhere Durchschnittsgeschwindigkeit des Bootes als ein langsamer Druckaufbau
Es gibt noch zwei Argumente, die gegen einen langsamen Druckaufbau bzw. gegen eine Dominanz des Endzugs sprechen:
1. Die Zugmuskulatur der Arme ist bei weitem nicht so kräftig wie die Beinmuskulatur und Rumpfstrecker, die die Hauptarbeit beim Ruderschlag in früheren Schlagphasen leisten.
Dies lässt sich erfahrbar machen, wenn Ruderer/innen zwei Übungsvarianten ausprobieren: a) Halbe Schläge im Bug (d.h. vom Endzug nur bis zur Hälfte der Rollbahn Richtung Heck anrollen; b) halbe Schläge im Heck (d.h. von der Auslageposition bis zum Mittelzug) Variante b) erlaubt eines wesentlich bessere, deutlich spürbare Beschleunigung des Boots. Schon ein kurzer Schlag mit kurzem Antritt der Beine kann das Boot gewaltig beschleunigen, siehe Übungen für den Einsatz.
2. Eine schnelle Bewegung zum Körper verlangsamt die Umkehrbewegung.
Kurz vor dem Ausheben muss der Druck am Blatt nachlassen, um die bugwärtige Umkehrbewegung einleiten zu können. Wird rasch zum Körper „gerissen“, ist es kaum möglich, die Hände rasch vom Körper wegzubewegen, der Ruderer/die Ruderin bleibt „im Enzug liegen“. In der Praxis ist die Bewegung des Endzugs schnell genug, wenn sich der Ruderer/die Ruderin auf ein rasches „Hände weg“, d.h. die Gegenbewegung konzentriert.
Das bedeutet natürlich nicht, dass der Endzug nicht ordentlich ausgezogen werden soll, aber die Hauptbeschleunigungsarbeit sollte beim Antritt, d.h. unmittelbar nach dem Einsatz erfolgen. Größere und damit schnellere Boote erfordern dabei eine höhere Bewegungsgeschwindigkeit als Kleinboote.